Die künstlerische Baukultur erreichte im Potsdam Friedrichs des Großen ihren Höhepunkt. Nach dem Willen des Königs gaben große Künstlerpersönlichkeiten der Stadt das Gepräge, über 600 Bürgerhäuser künden noch gegenwärtig von der Blüte des Bauhandwerks und der baulichen Formgebung. Führende Persönlichkeiten geben der Innenstadt zu etwa zwei Dritteln den Charakter der geschlossenen Barockstadt. An der Spitze steht der König selbst als Anreger und Entwerfender in städtebaulicher und eigens baukünstlerischer Beziehung. Auf ihn geht die Gestaltung des Alten Marktes im Sinne eines römischen Platzbildes, die Form des Rathauses, die Anlage der Breiten Straße als einer Prachtstraße nach mehreren eigenen Entwurfszeichnungen zurück. Eigene Entwürfe von ihm liegen auch für eine Anzahl von Häuserschauseiten vor, ferner kommen die als Blickpunkte und Vorbilder gedachten frei umgestalteten "Kopien" nach Palladio und seinen Schülern, im ganzen etwa ein Dutzend, in Betracht.
Drei Meister sind dann für die Gesamtgestalt der Stadt entscheidend geworden: Knobelsdorff, Gontard und Unger. Der erste schuf einmalige Werke in zwei- und dreigeschossigen Bürgerhäusern: die schönsten Beispiele sind Brauerstraße 10 am Alten Markt und Schloßstraße 12,13, 14. Unter seinem Einfluß steht die gesamte Formgebung, auch die des Königs, in den Jahren von 1748-1753 und nach seinem Tode bis 1756. Etwa ein Drittel aller neugebauten Häuser, die massiv waren und, wie es in den Schenkungsurkunden an die Bürger heißt, "zur Zierde der Stadt" dienen sollten, entstand in dieser Zeit. Das Bauhandwerk blühte durch tüchtige, schon vom Soldatenkönige herverpflanzte Meister, an deren Spitze der auch als Architekt tätige Holländer Johann Boumann stand. Alle Häuser waren freies Geschenk des Herrschers an seine Bürger, ein Entgelt für die auf ihnen ruhende Quartierlast. Großartiges leistete nach dem Siebenjährigen Kriege der aus Bayreuth berufene Karl von Gontard. Ihm verdanken wir im Stadtbild den gewaltigen Block des von 1771-77 erbauten Großen Militärwaisenhauses mit seiner ragenden Tempelkuppel und die großen dreigeschossigen Barockbürgerhäuser des Wilhelm- und zum Teil des Bassinplatzes. Hier war ein neuer Typ des deutschen Barockbürgerhauses geschaffen. Sein Schüler Georg Christi an Unger setzte diese Überlieferung durch die Schaffung eines zweigeschossigen Barockhaustyps für die äußere Innenstadt, zweite Neustadt, fort: ihm schlossen sich noch vier Schüler, Andreas Ludwig Krüger, Johann Rudolf Heinrich Richter, Johann Goela-Schulze und Johann Christian Valentin Schultze an. Man kann also zwischen 1763 und 1786 die Wirkungen einer ganzen Gruppe von Architekten, Gontards und seiner Schule, in der Baugestaltung Potsdams erkennen.
Außer der Baukunst hat sich auch die Bildhauerkunst in Potsdam ausgewirkt. An der Spitze einer großen Künst.lerkolonie , die sich vornehmlich in der Junkerstraße und im Holländischen Viertel ansiedelte, steht die beherrschende Gestalt des Meisters Johann August Nahl. Von ihm, dem Schöpfer köstlicher Innenausstattungen

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